Auferstanden aus Ruinen

Was die Stadt Magdeburg betrifft, neigt das Schicksal zu Extremen. Auf höchste Blüten ließ es schlimmste Verheerungen folgen. Ein Muster dieser wechselvollen Geschichte besteht darin, dass sich die Stadt, begünstigt von fruchtbaren Böden und einer verkehrsgünstigen Lage an der Elbe, von Rückschlägen wieder erholte und ihren Reichtum zurückerlangte, um dann genau wegen dieses Wohlstands zum Ziel vernichtender Angriffe zu werden. Im Dreißigjährigen Krieg war es der kaiserliche Feldherr Tilly, der die protestantische Hochburg mit einer Brutalität zerstörte, für die man das Wort „magdeburgisieren“ erfand. Im Zweiten Weltkrieg machte dann die große Rüstungsindustrie die Stadt zu einem der wichtigsten Ziele alliierter Bomber. Die Fotografien der Innenstadt nach ihrer Beräumung ähneln surrealistischen Gemälden. Eine weite Leere, eingesprenkelt die nackten Fassaden der alten Kirchen.
Die Magdeburger haben sich angesichts dieser Schläge einen dicken Mentalitätsmantel zugelegt, dessen wärmender Pelz nach innen zeigt. Auswärtige bekommen oft das grobe, strapazierfähige Leder zu sehen. Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper entspricht diesem robusten und zupackenden Typus. Seit 21 Jahren regiert der Sozialdemokrat die sachsen-anhaltische Landeshauptstadt. Aus der SPD war Trümper 2015 zwischenzeitlich ausgetreten, weil er die Flüchtlingspolitik der damaligen Landespartei für illusionär hielt. Er wolle sich nicht den Mund verbieten lassen, sagte er.
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