Großes Kino

Von einem „Wechsel in Freundschaft und Übereinstimmung“ sprach der neue hessische Ministerpräsident Boris Rhein, als er am Wochenende auch den Parteivorsitz der CDU von seinem Vorgänger Volker Bouffier übernahm. Das war nicht die ganze Wahrheit. Denn der Siebzigjährige aus Gießen wollte ursprünglich gern noch einmal antreten, um den fünfzig Jahre alten Frankfurter zu verhindern. Dass die Partei das nicht zuließ, spricht für ihre Vitalität. Rheins beschönigende Darstellung entspricht den Methoden, die Regisseure von Parteitagen gern anwenden, um unter den Augen der Öffentlichkeit harmonische Bilder zu erzeugen. Doch die anderen Akteure hatten dazu offensichtlich keine Lust.
So fand Bouffier kein Wort zu den Qualitäten des von ihm offiziell vorgeschlagenen Nachfolgers. Darauf hatten die Zuhörer schon vergeblich gewartet, als die CDU ihren neuen Hoffnungsträger im Februar nach einer Klausurtagung aufs Schild hob. Jetzt zeigte Bouffier sich lediglich überzeugt, dass die Erfolgsgeschichte seiner Partei „mit Boris Rhein fortgeführt wird“. Die Delegierten bat er um Vertrauen und Unterstützung für seinen Nachfolger. „Er verdient sie nicht nur, er braucht sie auch.“ Weniger geht nicht. Aber mehr wäre unglaubwürdig gewesen.
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