Aus der Kunstmesse ist eine antisemitische Propagandashow geworden

Und wieder mal ein neuer Antisemitismus-Skandal, diesmal in Kassel auf der Documenta. Angesichts der Tatsache, dass wir in Deutschland einen Rekord an antisemitischen Straftaten erleben, es nach Anschlägen und Angriffen immer wieder die üblichen Floskeln zu hören gibt und sich die Erde anschließend scheinbar wieder ganz normal weiterdreht, könnte man auch jetzt wieder nach dem sonst üblichen Muster verfahren und einfach abwarten, bis die nächste Schlagzeile den Vorfall in den Hintergrund drängt.
Doch dieser Skandal ist anders, er stellt eine tiefgreifende Zäsur dar und stürzt die jüdische Gemeinschaft in Deutschland in Fassungslosigkeit. Dies liegt zunächst daran, dass es ein Skandal mit Ansage war. Seit Monaten haben vor allem jüdische Stimmen in Deutschland immer wieder vor Antisemitismus auf der diesjährigen Documenta gewarnt. Die Warnungen wurden nicht ernst genommen, ignoriert und arrogant zurückgewiesen. Dabei war doch von Anfang an klar: Nur Künstler aus Israel wurden systematisch ausgegrenzt; es waren (und sind immer noch) Bilder auf der Documenta zu sehen, in denen israelische Soldaten mit der Wehrmacht gleichgesetzt werden, und bei den Kuratoren der diesjährigen Ausstellung handelt es sich um eine Gruppierung, die den BDS unterstützt, bei der es sich um eine antisemitische Organisation handelt, wie der Deutsche Bundestag in einer Resolution 2019 bekräftigt hat.
Zugang zu allen exklusiven F+Artikeln
2,95 € / Woche
- Alle wichtigen Hintergründe zu den aktuellen Entwicklungen
- Mehr als 1.000 F+Artikel mtl.
- Mit einem Klick online kündbar
Login für Digital-Abonnenten
Sie haben Zugriff mit Ihrem F+ oder F.A.Z. Digital-Abo
Benjamin Graumann, Jahrgang 1981, ist Mitglied im Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt. Der Rechtsanwalt ist zudem Dezernent für Jugend und Digitalisierung und fungiert als Schiedsrichter beim Oberen Schieds- und Verwaltungsgericht des Zentralrats der Juden in Deutschland.