Zögern, Zaudern, Zweifeln

Treten Rihanna und Coldplay demnächst in Hattersheim auf? Diese Vorstellung wirkt unfreiwillig komisch. Hattersheim passt zu Superstars dieses Kalibers ebenso wenig wie der Hessentag zu Aerosmith. 2007 spielte die amerikanische Rockband tatsächlich in der hessischen Provinz. „Aerosmith rocken Butzbach“ lautete damals eine Schlagzeile, und man konnte sich nicht so richtig vorstellen, wie das geht – Butzbach rocken. Auch die TSG Hoffenheim wird ihr Image als Emporkömmling aus der Provinz nie ganz ablegen, selbst und erst recht nicht dann, wenn sie einmal die Champions League gewinnen sollte. Besondere Ereignisse brauchen besondere Orte. Weltstars treten in Großstädten auf, sonst sind sie keine Weltstars. Nicht in Hattersheim und auch nicht in Butzbach. Sonst gelten sie schnell als abgehalfterte Musiker, die ihren Zenit überschritten haben und nicht mehr weit von der Baumarkteröffnung entfernt sind.
Nun gibt es also die Idee, eine riesige Veranstaltungshalle für Sportwettkämpfe und Konzerte auf der grünen Wiese zu bauen. Vor den Türen Frankfurts in Hattersheim oder anderswo im Rhein-Main-Gebiet. „The Dome Rhein-Main“ soll Platz bieten für 23.000 Zuschauer, mitsamt Hotel und Parkhaus an der Autobahn. Womöglich entsteht die Halle so weit entfernt von der nächsten S-Bahn-Station, dass sich die meisten Gäste den Fußmarsch dahin nicht zumuten wollen und mit dem Auto anreisen. Braucht man das? Ist das nicht Verkehrsplanung und Stadtentwicklung von vorgestern? Was sagen die Bewohner der Einfamilienhäuser in der Nachbarschaft, wenn vor ihrer Haustür eine Riesenhalle gebaut wird? In Hattersheim fürchtet man völlig zu Recht schon den Verkehrskollaps, wenn so viele Besucher auf einen Schlag anreisen.
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