Handkäs’ auf der Baustelle

Das Unheil beginnt mit einem Satz der Tochter: „Papa, wir haben ein Problem!“ Und die Mienen der übrigen Familienmitglieder sprechen Bände. Es ist der zweite Weihnachtstag. Nach einem Rundgang durch die neue Frankfurter Altstadt sitzt die Familie mit den beiden fast achtzigjährigen Großmüttern am schon vor Wochen reservierten Tisch im „Wirtshaus am Hühnermarkt“ und wundert sich. Die Ecke neben der Theke ist ziemlich dunkel, der Raum oberhalb der Holzvertäfelung noch nicht gestrichen, statt einer Lampe hängen Kabel aus der Wand. Und auch an anderen Stellen sieht es eher aus wie auf einer Baustelle als in einem zum Fest geschmückten Restaurant.
Der Satz der Tochter aber bezieht sich nicht auf das wenig feierliche Ambiente, sondern auf die Speisekarte. Statt der im Internet veröffentlichten liegt eine verkürzte Weihnachtskarte vor den Gästen: zwei Suppen, drei Vorspeisen, fünf Hauptgerichte, drei Desserts. Ach ja, und von den Hauptspeisen seien drei aus, sagt die junge Kellnerin. Es gibt nur noch Gänsekeule und Hirschgulasch. Als die ungläubigen Familienmitglieder die bereits servierten Getränke bezahlen und kopfschüttelnd aufbrechen, um anderswo das lange geplante gemeinsame Weihnachtsessen einzunehmen, sagt die junge Frau, sie seien nicht die Ersten, die das täten. An den Feiertagen seien schon viele Gäste mit Reservierungen wieder gegangen.
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Markt 16–18, Frankfurt, Telefon 0 69/29 90 30, Internet www.amhuehnermarkt.com. Geöffnet täglich von 11 Uhr an.