Mit Nähgarn in die Unterwelt

Finger weg. So barsch sagt es Oliver Kube nicht, aber auch in der diplomatischen Variante kommt die Botschaft an. Wenngleich es ein bisschen dauert, bis der Höhlen-Neuling sie verinnerlicht hat. Denn der Drang, das anzufassen, was hier links und rechts des Weges wächst, ist groß. Schon deshalb, weil der Mensch Dinge, die ihm unbekannt sind, mit allen Sinnen erkunden will. Wie fühlen sie sich an, die zarten Tropfsteine, die dort von der Decke hängen? Sind die Sinterflächen, die im Schein der Stirnlampe eisig glitzern, so rauh wie der Firn eines Gletschers? Was für ein Geräusch entstünde, würde man den Finger in eines der Löcher stecken, die das fallende Wasser in den Lehmboden gebohrt hat?
Oliver Kube kann solche Gelüste gut verstehen. Ihm selbst entfährt manchmal ein „Geil!“, wenn er die bizarren Sinter-Skulpturen und Matsch-Mosaike bestaunt. Aber als Leiter der Höhlengruppe in der Frankfurter Sektion des Deutschen Alpenvereins ist Kube nicht nur Sportler und Hobbyforscher, sondern auch Naturschützer. So sehen sich viele Ehrenamtliche der Sektion, die im September ihr hundertfünfzigjähriges Bestehen feiert. Wer die Natur bewahren will, der verändert sie so wenig wie möglich, wenn er sich in ihr bewegt. Also: Finger weg von den Stalaktiten und Stalagmiten, von den durchscheinenden Sinterfahnen und den korallenartigen Kalkgebilden, die der Fachmann Excentriques nennt. Und immer schön in der Spur bleiben, die auf dem Höhlengrund von rotweißem Absperrbändern begrenzt wird.
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