Raffinerie für Wirklichkeit

An diesem Mittwoch spricht Ror Wolf noch einmal. Mehr als zwei Jahre nach seinem Tod, an jenem 29. Juni, an dem er 90 Jahre alt geworden wäre. Besser gesagt: Seine Literatur spricht mit jener Stimme, von der Ror Wolf einmal im persönlichen Gespräch bei Schnitzel und Bier im „Gebirg“ oberhalb von Mainz nahe des Wohnsitzes am Kästrich verriet: „Ich habe immer mit Brückners Stimme im Ohr geschrieben.“ Brückner ist Christian Brückner, der berühmt wurde als Synchronstimme von Robert De Niro. In der Romanfabrik liest er nun, selbst in Hörbüchern verewigter Wolf-Verehrer, im Doppelpass mit dem Jazzmusiker Michael Wollny aus Wolfs Werk – in einer dem Jubilar und Jazzliebhaber Wolf würdigen Kombination, die vor zwei Jahren zum Gedenken des Todes bereits einmal in der Alten Oper auftrat.
Brückner ist eine jener Möglichkeiten, die den Zugang zum Werk von Ror Wolf erleichtern, der ganz anders schrieb als alle anderen. Für den Großmeister der Wortakrobatik mit den vielfältigen Wurzeln in der Frankfurter Schule war die Welt schon viel zu ernst und vernünftig, also musste es nicht auch noch seine Kunst sein.
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