Brönners reibungslose Töne

Frankfurt ⋅ So etwas können sich nur Stars leisten: einfach auf die Bühne spazieren, die gestopfte Trompete ansetzen und ein unspektakuläres Stück wie „La Belle Vie“ von Sascha Distel – der Chanson-Gott habe ihn selig! – aus dem Kultfilm „Die sieben Todsünden“ von 1962 hervornuscheln. Dann auf dem sanften Flügelhorn gleich noch die Ballade „September Morn’“ von Gilbert Bécaud nachschieben und so tun, als befände man sich nicht im Großen Saal der Alten Oper, sondern morgens um fünf Uhr in einem der Clubs auf der Rue de la Huchette und warte mit gelockertem Schlips nur darauf, bis die Stühle auf die Tische gestellt werden und der letzte Gast mit hochgestelltem Mantelkragen wieder in die melancholischen Gassen am linken Seine-Ufer von Paris eintaucht.
Till Brönner ist zweifellos ein Star, und er ist es nicht nur, weil er verdammt gut Trompete spielen kann. Der Mann mit Doppelwohnsitz in Potsdam und Los Angeles kennt sich auch jenseits der Bühne bestens aus, weiß, wie man ein Image kreiert und was Modezubehör bedeutet, um Identifikation zu erzeugen. Er kennt natürlich auch die Art und Weise, wie der Fotograf, Filmemacher und Werbefachmann Bruce Weber mit seinen Aktionen das Bild des Trompeters Chet Baker geprägt hat. Mit ihm ist Brönner nicht nur wegen seiner Hommage „Chattin with Chet“ zu Recht verglichen worden. Was Auftrittsgebaren und Erscheinungsbild bedeuten und wie man sich selbst in Szene setzt, muss dem großen Musiker und großen Star Brönner nicht erst umständlich erklärt werden.
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