Hilfe & Kontakt
Haben Sie Fragen oder benötigen Hilfe? Dann rufen Sie uns an unter (069) 7591 – 1000 Werktags von 7:00-18:00 Uhr sowie am Wochenende von 8:00-13:00 Uhr. Alternativ kontaktieren Sie uns gerne per Email.
„Freibier gab’s gestern“ steht auf dem Schild an der Wand, das es den Wirtsleuten der Kultschänke „Zur Andau“ über Jahrzehnte hinweg erspart hat, auf entsprechende Nachschubforderungen der Stammgäste selbst antworten zu müssen. Und gerade in diesem für die Gastronomie so schwierigen Corona-Jahr wurde dem Pächterehepaar Janine und Burkhard Geibel-Emden nichts geschenkt. Mit Glück und Geschick, Flexibilität und Einfallsreichtum sind sie und ihre Mitarbeiter irgendwie durch 2020 gekommen. Anfang November haben sie das am Fuße der Gaustraße gelegene Lokal, dessen Name so viel wie Gully, Senkloch oder Kanalisation bedeutet, wegen anhaltender Beschäftigungslosigkeit im Lockdown-Modus jedoch komplett zugemacht. Seit dem 22. Dezember ist die „Andau“ für viele überraschend aber wieder geöffnet. Allerdings wurden die Zapfhähne erst gar nicht mehr angeschraubt, sondern stattdessen im Schankraum ein privates Corona-Schnelltestzentrum eingerichtet. Die Nachfrage rund um Weihnachten sei rege gewesen, sagen die Betreiber. Mit Blick auf Silvester rechnen sie abermals mit starkem Zulauf.
Drei Soloselbständige aus der ebenfalls gebeutelten Eventbranche und der Mainzer Arbeitsmediziner Mathias Umlauf haben den Laden bis auf weiteres übernommen, um ihrer Kundschaft im Vorübergehen und zum Preis von jeweils 39,90 Euro einen Sars-CoV-2-Antigen-Schnelltest des Marburger Herstellers Nanorepro AG anbieten zu können. Das Prozedere dauert, wenn man sich erst einmal unter www.schnelltest-rheinmain.de angemeldet und den verbindlich einzuhaltenden Termin bekommen hat, kaum mehr als zwei Minuten.
Und nach spätestens einer Viertelstunde erhält der Getestete per Mail das Ergebnis seiner „Momentaufnahme“ – also im günstigsten und bisher auch häufigsten Fall die Mitteilung, dass er „negativ“ sei. Solche Schnelltests sind nach Ansicht des beteiligten Facharztes das Mittel der Wahl, um möglichst rasch, aber mit großer Zuverlässigkeit herauszufinden, „ob jemand aktuell infektiös ist“ und andere, etwa Freunde und Verwandte, anstecken könne. Mit den deutlich aufwendigeren und teureren PCR-Tests werde dagegen festgestellt, ob tatsächlich eine Corona-Infektion vorliege und wie stark die Erkrankung sei.
Der ohne Labor mögliche „Point-of-Care-Test“ reiche in vielen Fällen aus, um etwa Großeltern in einem Altenheim besuchen oder einen Urlaub antreten zu können, lauten die Erfahrungen von Marietta Gros und Lukas Flieger, den normalerweise für die Gestaltung von Festivals und Firmenfeiern zuständigen „Centermanagern auf Zeit“. Gemeinsam mit Ersin Akgül, einem weiteren Eventspezialisten, haben sie auf einem Großparkplatz am Raunheimer „Pinta Beach“ zudem einen „Corona-Drive-in“ aufgebaut, der seit Mitte Dezember vor allem von Flugreisenden genutzt werde, die sich vor der Abreise oder direkt nach Ankunft testen lassen wollten. Und das Geschäft mit den Schnelltests, für das es keiner besonderen Genehmigungen bedürfe, möchten sie demnächst auch nach Frankfurt exportieren.
Der obligatorische Nasenabstrich, der vom Hersteller zwingend vorgeschrieben ist, wird den Betreibern zufolge in der „Andau“ von geschultem Personal wie Sanitätern und medizinischen Fachangestellten gemacht. Für das Organisatorische greife man dagegen gerne auch auf das Team der Gaststätte oder auf Mitarbeiter von nicht ausgelasteten Event- und Cateringunternehmen zurück, sagt Gros, die sich wie alle Beteiligten wünscht, dass sich die Lage im Laufe des Jahres 2021 wieder normalisiert. Zwei Tage Vorlauf brauche sie, dann könne sie den Laden wieder aufmachen, versichert die „Andau“-Wirtin. Und wenn dann, vermutlich nicht vor April, in Mainz noch immer Schnelltestzentren gebraucht werden, wollen die Zwischenmieter an einen anderen Ort in der City umziehen, um das mehr als 170 Jahre alte Lokal wieder den nach Freibier verlangenden Stammgästen zu überlassen.