Ottawa senkt den Daumen
bers. Helsinki ⋅ Tim Stützle und die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft, das ist bislang eine schwierige Verbindung. Zwar gilt der 20-Jährige aus Tönisvorst als größtes Offensivtalent seit Leon Draisaitl, doch bis vor wenigen Tagen war er nie für die Männer-Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) aufgelaufen. 2020 fiel die WM aus, 2021 war Stützle verletzt, und für Olympia im Februar gab die nordamerikanische Eliteliga NHL ihr Personal nicht frei. Umso größer war die Freude, dass Stützle nun bei der WM in Finnland würde spielen können, galt er doch als der Hoffnungsträger im Angriff. Bis er sich im dritten Spiel gegen Frankreich am Knie verletzte und seitdem draußen saß. Nun vor dem 5:4-Sieg gegen Kasachstan verkündete der DEB: Stützle wird gar nicht mehr spielen, am Montag reist er ab aus Helsinki.
Zwar werde die Verletzung „schnell und komplett ausheilen“, sagte DEB-Sportdirektor Christian Künast, „nach Rücksprache mit unserer medizinischen Abteilung und den Ottawa Senators haben wir uns trotzdem dazu entschieden, ihn aus dem Turnier zu nehmen“. Was mal wieder zeigte, wer im Welteishockey das Sagen hat: Es war Stützles NHL-Team aus Ottawa, das den Daumen senkte. Dessen Physiotherapeut Domenic Nicoletta ist ebenfalls in Helsinki und dort für das kanadische Team zuständig. Also traf er sich mit Stützle und untersuchte ihn, danach fiel die Entscheidung. NHL-Teams sehen es ohnehin nicht gern, wenn ihre Angestellten die Knochen für andere hinhalten, gerade einer wie Stützle, der in seinen ersten beiden NHL-Saisons 34 Tore schoss und weitere 53 vorbereitete.
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