Hochburg der Unvernünftigen?

Ein entfesseltes Fest haben die meisten der 50.000 Menschen in Müngersdorf am Samstagnachmittag ohne jeden Zweifel feiern können, sie hatten gesungen, getanzt und waren schließlich erfüllt von einem tiefen Glücksgefühl nach Hause gefahren. „Es war der Hammer“, sagte der Kölner Mittelfeldspieler Salih Özcan, und sein Kollege Mark Uth erklärte nach dem mitreißenden 4:1-Sieg über Borussia Mönchengladbach: „Es gibt nichts Schöneres, als zu Hause vor ausverkauftem Haus zu gewinnen.“ Seit 1996 haben die Kölner ihren großen Rivalen vom Niederrhein in der Bundesliga nicht mehr so deutlich besiegt. Und doch war nicht klar, ob hier nun ein Fußballfest stattgefunden hatte oder eine Weltuntergangsparty im Bewusstsein, dass großen Teilen des Planeten abermals schwere Zeiten mit eingeschränkten Freiheiten bevorstehen.
In allen anderen Bundesligastadien war das Zuschauerkontingent schon vorher reglementiert worden, um die pandemische Dynamik zu bremsen. Nur das Kölner Gesundheitsamt hatte eine volle Auslastung erlaubt. Man könnte glauben, dass die Fans, die sich trotz der lauter werdenden Rufe nach massiveren Kontaktbeschränkungen für den Besuch eines Spiels entschieden, das zu schätzen wüssten. Doch Tausende gingen erschreckend verantwortungslos mit ihrem Privileg um, ein solch denkwürdiges Drama erleben zu dürfen.
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