Nie wieder ManU

Protokollarische Fragen werden im Fußball meist nicht so wichtig genommen. Bei einem europäischen Gipfel aber darf man mal pingelig sein. Erstens also heißt es im Finale der Champions League bitte nicht: Chelsea London. Sondern: Chelsea. Niemand auf der Insel sagt Chelsea London (so wenig wie Arsenal London oder Glasgow Rangers). Für englische Ohren klingt das wie St. Pauli Hamburg oder FC Schalke Gelsenkirchen für deutsche.
Lohnender noch ist das Nachdenken bei der Nennung des Finalgegners. Weil dessen Name etwas sperriger ist, haben sich für Manchester United einige Abkürzungen eingebürgert: wie ManUnited oder ManUtd. Nicht schön, aber praktisch. Und neutral. Eine andere aber, die gerade in Deutschland verbreitet ist, wird in England von vielen als Beleidigung verstanden, ja als schlimme Pietätlosigkeit: „ManU“. Denn in ihrem Ursprung sind diese vier Buchstaben eine Schmähung der Toten von 1958.
Böses Spiel mit Worten
Damals war das junge United-Team in München abgestürzt. Acht Spieler starben, darunter Englands große Hoffnung Duncan Edwards. Bald darauf entstand das Kürzel „ManU“ aus einem bösen Spiel mit den Worten „manure“ (Dünger) und „man you“ (Mann, du) durch feindlich gesinnte Fans. Zuerst geschah das angeblich in einem Schmähgesang von Anhängern West Bromwich Albions („Duncan Edwards ist Dünger, verrottet in seinem Grab, Mann, du bist Dünger, verrottest in deinem Grab“). Andere Fans, etwa aus Liverpool und Leeds, wandelten diese Beleidigung der Toten ab („ManU went on a plane, ManU never came back again“ – „ManU stieg in ein Flugzeug, ManU kehrte nie zurück“).
United-Fans, die auf einem der Klub-Foren im Internet landen, wird dort mit diesem historischen Hintergrund eingebleut, den Begriff „nie wieder zu verwenden“. Die bösen Gesänge sind schon vor Jahrzehnten verschwunden, ihr bitterer Nachhall aber lebt in der scheinbar harmlosen Abkürzung ManU weiter. Zeit, sie einzumotten.