Kein Gott
Eine dreitägige Staatstrauer für einen Sporthelden? Zugegebenermaßen für einen, den viele für den größten Fußballspieler der Geschichte halten. Die Fallhöhe ist allerdings groß. Wer will schon beurteilen, ob und wie sich Diego Armando Maradona in der heutigen Zeit durchgesetzt hätte? Nicht nur auf dem Platz mit dem Ball am Fuß. Vor allem in den sozialen Medien, die einen nicht geringen Teil des Ruhms seiner Nachfolger wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi ausmachen. Ob Maradona, so, wie er war, so, wie er sich gab, trotz seiner unvergessenen Künste auf dem Fußballplatz heutzutage noch so groß und wichtig werden könnte?
Argentinien trauert nicht nur, Argentinien weint hemmungslos um einen, als habe ihr Landsmann Wunder vollbracht. In Buenos Aires rechnet die Regierung trotz der Corona-Pandemie mit bis zu einer Million Menschen, die Maradona die letzte Ehre erweisen wollten, wenn er zu Grabe getragen wird. „Wir stehen für immer in seiner Schuld“, sagt Alberto Fernández. Der Staatspräsident muss keinen Widerspruch befürchten. Diese grenzenlose Heiligenverehrung wirkt abschreckend, sie ist das Finale einer beispiellosen Überhöhung. Maradona hat sie zu Lebzeiten wahrgenommen oder wahrnehmen müssen. Sie hat, diese These ist nicht allzu gewagt, ihren Anteil daran, dass der Argentinier vor allem in seinem Leben nach der Karriere als Spieler keinen Boden mehr unter die Füße bekam.
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