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Freizeit? Fehlanzeige in diesen Tagen bei den meisten Mitarbeitern der Frankfurter Eintracht. Zumindest bis nach dem Finale in der Europa League gegen die Glasgow Rangers, das am kommenden Mittwoch (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Europa League und bei RTL) an in Sevilla bei vorhergesagten Temperaturen von rund 30 Grad steigen wird. Der Countdown läuft.
Deshalb sind momentan 19 bis 20 Arbeitsstunden täglich die Regel bei den fleißigen Hessen. Sie müssen unter Hochdruck planen, organisieren und wenn nötig: auch improvisieren. Schwerstarbeit für alle und jeden. Aber keiner beklagt sich, vielmehr wird mit Vergnügen gemacht und getan.
„Wir bereiten uns lieber auf ein solches Finale vor als auf die Bundesliga-Relegation“, sagt Eintracht-Justitiar Philipp Reschke und grinst. Selbstverständlich werde auch an diesem Wochenende durchgearbeitet, kündigte Vorstandssprecher Axel Hellmann an.
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In Summe, mit der Ticketingabteilung, dem Merchandising und der unmittelbaren Abwicklung des Endspiels, seien rund 60 Mitarbeiter beschäftigt, teilt Reschke mit. In der Hauptstadt Andalusiens, wo es auf dem Prado de San Sebastian – ein Platz für 50.000 Menschen direkt neben dem Plaza de Espana – ein Frankfurter Fanfest geben wird, werden dann 40 Mitarbeiter vor Ort im Arbeitseinsatz sein.
Auch abseits des Spielfelds kommt es in der Fremde zum Großkampftag für die Eintracht, damit vor den Augen der großen Fußballwelt alles wie geplant abläuft. Und aus Frankfurter Sicht wunschgemäß mit dem Titelgewinn endet.
Für Hellmann ist es ein „einmaliges Finale, ein einzigartiges Zusammentreffen“. Den besonderen Reiz des Saisonhöhepunkts auf der internationalen Bühne macht für ihn auch der Gegner aus.
„Glasgow ist für uns ein Mythos, in unserem Klub war es ein ewiger Traum, gegen die Rangers zu spielen“, so der Schottland-Fan Hellmann. 1960 hatte die Eintracht Glasgow im Europapokal in zwei denkwürdigen Spielen 6:1 und 6:3 besiegt. Im Finale ging das Jahrhundertspiel gegen Real Madrid dann 3:7 verloren. Austragungsort war: Glasgow.
Sevilla hat knapp 700.000 Einwohner. Hellmann erwartet nun einen „Ansturm“ von Fußballfans, „den diese Stadt noch nie erlebt hat“. Bis zu 50.000 sollen es aus Frankfurt werden, aus Glasgow könnten sogar 80.000 kommen – „konservativ geschätzt“, fügte der Jurist hinzu. Zum ersten Mal würden Frankfurts Anhänger damit in der Stadt in Unterzahl sein.
Hellmann hat Respekt, „das beeindruckt mich, die Schotten setzen alle Hebel in Bewegung. Sie haben alle Fähren von Nordafrika aus gekapert“, sagt er und lacht. Der Vorstandssprecher erinnert an das Finale im Jahr 2008, als Glasgow gegen Zenit St. Petersburg 0:2 verlor. „Damals waren 200.000 Schotten in Manchester. Sie haben unter Brücken und auf Parkbänken geschlafen.“ Mit anderen Worten: Es war kein Platz mehr zu finden. Für niemanden.
Die Fanlager der Eintracht und von Glasgow haben einiges gemeinsam: die große Reiselust durch Europa. Und die bedingungslose Zuneigung zu ihren Vereinen. Deren Fanszenen bezeichnet Hellmann insgesamt als „größte und gesangesträchtigste in Europa“. Nun kommen sie zum krönenden Abschluss stimmgewaltig zusammen.
Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern in Sevilla kann er sich nicht vorstellen, weil sich beide Klubs im Hinblick auf das gemeinsam Erlebte und die Achtung voreinander freundschaftlich miteinander verbunden fühlen würden. „Außerdem sind die Rangers-Fans nicht als Krawallbrüder bekannt“, sagt Hellmann.
Für die Anhänger, die keinen Zutritt zum Stadion haben, soll es in Sevilla Orte geben, an denen sie das Endspiel im Freien verfolgen können. „Die UEFA arbeitet an einem Public Viewing, ich denke auch, dass das funktionieren wird, denn das ist der geschickteste Weg“, sagt Hellmann. Auf dem Eintracht-Fanfest wird die Frankfurter Kult-Metalband Tankard die Hymne „Schwarz weiß wie Schnee“ intonieren. Zur Einstimmung auf den abendlichen Stimmungshöhepunkt.
Im „Estadio Ramon Sanchez Pizjuan“ in Sevilla gibt es nur Platz für 40.000 Zuschauer. „Doppeltes Interesse, halbe Kapazität“ – so lautet Reschkes Einschätzung im Vergleich zum von der Eintracht gewonnenen DFB Pokal-Finale 2018 in Berlin, bezogen auf die Zuschauerzahl.
Für das Europa League-Endspiel haben die Eintracht und Glasgow jeweils 10.000 Karten erhalten. Es wäre aber keine Überraschung, wenn die Frankfurter Sympathisanten im Stadion in der Überzahl sind. 20 „organisierte“ Flieger will die Eintracht nach Spanien schicken, angesteuert werden dann aufgrund des hohen Aufkommens auch Ausweichflughäfen in Malaga und Jerez.
Von dort geht es dann mit dem Shuttle nach Sevilla. „Im Vergleich zu Frankfurts Flughafen ist der in Sevilla zwergig. Wir kämpfen um jeden Platz und Slot“, betont Reschke. Insgesamt hat die Eintracht 750 Hotelzimmer „in der ganzen Stadt blockiert“.
Die Preise für eine Unterkunft sind mittlerweile extrem hoch. Reschke berichtet davon, dass für zwei Betten in einem Achtbettzimmer in der Jugendherberge 600 Euro pro Nacht bezahlt werden müssten.
Sollte die Eintracht auf ihrem Siegeszug durch Europa auch das Finale gewinnen, wird sie am Donnerstag zwischen 17.00 und 18.00 Uhr in Frankfurt zurückerwartet. Danach soll es für die stolzen Gewinner auf ihrem Triumphzug in 30 bis 40 Cabrios vom Flughafen zum Römer gehen.
Erwartet werden in diesem Fall mehr als die 200.000 Menschen, die beim Pokalsieg die Straßen mit großer Begeisterung gesäumt hatten. Bei einer finalen Niederlage hingegen wird es keinen Empfang im Rathaus geben. „Der Balkon auf dem Römer ist nur ein Ort für Triumphe“, sagt Reschke.
Am Medientag der UEFA anlässlich des Europa-League-Endspiels gegen die Glasgow Rangers strahlten die Eintracht-Protagonisten vor lauter Vorfreude auf das Ereignis um die Wette. Das war am Donnerstag. Am Freitag bekannte Trainer Oliver Glasner: „Ich bin stocksauer.“ Bei einem Medium hatte er gelesen, dass die Eintracht die Bundesliga abschenke. „Das ist despektierlich. Wir wollen jedes Spiel gewinnen und wir haben auch gegen Mönchengladbach alles versucht, wir sind vier Kilometer mehr gelaufen als der Gegner und haben mehr Sprints angezogen.“
Genauso ehrgeizig gehen er und seine Mannschaft das letzte Ligaspiel der Saison an diesem Samstag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) bei Mainz 05 in Angriff: „Ich kenne zwar das Sprichwort, dass einer schlechten Generalprobe eine gute Premiere folgt, aber ich will eine gelungene Generalprobe. Wir wollen uns Selbstvertrauen und Bestätigung für das Spiel gegen die Rangers holen.“
Glasner mochte die Mainzer und die Glasgower nicht miteinander vergleichen, aber im modernen Fußball komme es immer auf die selben Dinge an: „Wir müssen schnell umschalten, das intensive Spiel annehmen, nach Ballgewinn schnelle Lösungen finden, entschlossen auf die zweiten Bälle gehen und eine gute Staffelung haben.“ Wie angekündigt, werde er in Mainz mit der Mannschaft beginnen, die in Sevilla beginnen soll. Die Zeit der Belastungssteuerung sei vorüber – mit Ausnahme von Sebastian Rode. „Wegen seiner Krankengeschichte in diesem Jahr ist geplant, dass er nach 45 Minuten den Platz verlässt“, so Glasner. (peh.)