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Zum Amtsantritt hat Matthias Große einen Kummerkasten aufstellen lassen. Es ist anzunehmen, dass der Kasten mittlerweile ziemlich voll ist – und es Bearbeitungsstau gibt. Die Stimmung in der Deutschen Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaft (DESG) ist angespannt. Und das nicht erst seit dem Rücktritt von Bundestrainerin Jenny Wolf am Freitag. Klar ist, dass Großes „sehr harter und gradliniger Kurs“, wie Wolf auf ihrer Website schreibt, nicht mehr mit ihren Vorstellungen zusammengepasst hat, und das, obwohl sie einst, vor wenigen Monaten, seine Wunschkandidatin für die Stelle war. Für sie habe es vor der Entscheidung viel emotionales Auf und Ab gegeben.
Das scheint nicht nur für Wolf zu gelten. Denn Große ist dafür bekannt, nicht gerade auf Kuschelkurs unterwegs zu sein. Wolfs Weggang sei nur ein Symptom dessen, was sich vollziehe, sagt Athletensprecher Moritz Geisreiter. „Die Zusammenarbeit mit Große haben sich viele nicht so vorgestellt“, sagt Leon Kaufmann-Ludwig. Er wurde im September als Assistenz-Bundestrainer für Shorttrack engagiert. Im Dezember ging er, nachdem er drei Monate ohne Bezahlung gearbeitet hatte. Zuvor hatte er über vier Wochen lang, so stellte er es in einem internen Brief dar, vom Präsidium keine Antwort bekommen.
Die grundlegende Organisation klappt häufig nicht. Offene Kommunikation, so scheint es, ist gerade auch nicht en vogue – Kritik an Große erst recht nicht. Kein Klima des Näherzusammenrückens, eher ist es so: Man müsse die richtigen Kanäle kennen, um Antworten auf Fragen zu bekommen, meint Geisreiter. Und wer Große kritisiert, der wartet möglicherweise noch länger. Was für ein neues Menschen- und Verbandsbild offenbart sich da? Ende des Jahres laufen die Verträge vieler Trainer aus. Sie wissen immer noch nicht: Werden sie weiter angestellt oder nicht? Zu viel hängt an der Loyalität gegenüber Große und zu wenig an der sportlichen Qualifikation, an der Frage, was gut für die Athleten ist. Und die überlegen sich zweimal, was sie sagen und vor allem vor wem.
Wie man mit Menschen kommuniziert, ist eine Frage von Stil und Charakter. Es verrät viel darüber, wie viel Wert einer anderen Person beigemessen wird. In der DESG scheinen viele das Gefühl zu haben: nicht viel. Es sind immer noch die Mächtigen oben, die sich streiten, und die Athleten unten, ohne die dieser Sport nicht existiert, die nicht wissen, wer sie bald trainiert. Eine Verbesserung ist nicht in Sicht. Und es bleibt die Frage: Wie wirkt sich das, was „von oben“ vorgelebt wird, bis nach unten aus? Zu einem offeneren Umgang im Verband wird es nicht führen. Am Freitag ist eine Rede von Große geplant, die auf der Verbands-Homepage übertragen wird. Er will dort ein „klares Zwischenfazit“ zu seiner sechsmonatigen Amtszeit ziehen und weitere Veränderungen verkünden. Vielleicht kann er da ja auf ein paar Kummerkasten-Mails eingehen.