Zeig mir deine Couch, und ich sage dir, wer du bist!
Deutschland ist Lümmelland. Mehr denn je. Glaubt man dem Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie, suchen die Deutschen in der Corona-Krise Rettung nicht nur im Netflixschauen, Nudelhorten und Bienenzüchten, sondern im Kauf von Sofas. Mitte des Jahres verzeichnete die heimische Polstermöbelbranche einen Auftragseingang, der 52 Prozent höher lag als im Vergleichszeitraum des Vorjahres – und zusammen mit dem übrigen Möbelverkauf die Umsatzeinbrüche während der Geschäftsschließungen ausbügelte. „Die eigene Wohnung wird in Corona-Zeiten als Rückzugsort immer wichtiger, und das Sofa ist für viele Menschen eine Wohlfühloase und Ort der Entspannung“, urteilt Verbandsgeschäftsführer Jan Kurth.
Das Sofa erweist sich für viele Bürger als Rettungsinsel in stürmischen Zeiten, ein neudeutscher Diwan als Büro-Ableger und Kuschel-Kokon, an dem die Schrecken des neuen Alltags abprallen wie an einem Schutzwall. Schon seit Jahren dominieren in Showrooms und Privathäusern Couchmodelle, die in ihrer Wucht an SUV-Autos erinnern und das größte Zimmer des Hauses mit Statement-Anspruch für sich einnehmen. Raumgreifend kastig stehen sie in der Wohnlandschaft, bieten Platz für drei bis fünf Menschen und verfügen am besten noch über ein Chaiselongue-Fußteil, auf dem man sich ausstrecken kann und den Labrador und das Take-away-Dinner gleich auch noch unterbringt. Der Nachteil dieser gepolsterten Wuchtbrummen: Um sie spontan umzuparken, braucht es eine halbe Fußballmannschaft. Und folgt man ihrem stummen Ruf „Hey! Wirf dich rein, zieh die Schuhe aus“, sinkt man in vielen so ein, dass von Rückenschulen-konformem Sitzen nicht die Rede sein kann.
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