Tataki vom Thunfisch, Filet vom Schwein
Der Feinkostladen „Trüffel“ mit Bistro und einem Restaurant, das seit ein paar Jahren Martino Kitchen heißt, ist in Wiesbaden eine Institution. Das kleine Imperium, zu dem auch ein Hotel gehört, hat Manuel Stirn gegründet. Heute führt es sein Sohn Martino, er kocht in dem nach ihm benannten Restaurant. Sein Vater wiederum hat im vergangenen Jahr das Graue Haus in Oestrich-Winkel gekauft, eine Stätte, um die sich viele Legenden ranken, unter anderem die, dass es Deutschlands ältestes bewohntes Steingebäude sei. Sicher ist, dass es einmal Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau gehört hat und nach dessen Tod 1997 mehrfach den Eigentümer wechselte, zuletzt zu dem Wiesbadener Unternehmer Klaus Bochmann. Stirn hat in das Anwesen einiges Geld gesteckt und einen Feinkostladen darin eingerichtet, ein Bistro und ein Restaurant.
Es sei ein Glücksfall, ein Kulturdenkmal kaufen zu dürfen, hatte Stirn gesagt, als er sein Projekt vorstellte. Das würde vielleicht nicht jeder so sehen: Das Haus ist verwinkelt. Das Restaurant ist klein, die wenigen Plätze sind auf die erste Etage und die Galerie unterm Dach verteilt. Die Treppe hinauf ist steil. Ein paar der Tische oben stehen um ein abgedecktes Klavier herum, man hat Sicht auf eine Theke mit dort geparkten silbernen Warmhaltegefäßen, die für Buffets gebraucht werden. Das ließe sich suboptimal nennen und müsste Erfolg nicht befördern. Es ist aber so, dass an einem Samstagabend jeder Platz besetzt ist, die Luft von Gesprächsfetzen gesättigt, die Gäste angeregt wirken. Ein Grund ist vielleicht der Service. Er ist gemischten Alters und auch bei Stress von einer zurückhaltenden, ruhigen Art, die etwas sehr Selbstverständliches hat und Behaglichkeit schafft.
Zugang zu allen exklusiven F+Artikeln
2,95 € / Woche
- Alle wichtigen Hintergründe zu den aktuellen Entwicklungen
- Mehr als 1.000 F+Artikel mtl.
- Mit einem Klick online kündbar
Login für Digital-Abonnenten
Sie haben Zugriff mit Ihrem F+ oder F.A.Z. Digital-Abo
Lesermeinungen