Schienen im Dornröschenschlaf
Der Widerstand kommt ausgerechnet aus einer Ecke, für die Bahnverkehr gemeinhin grüne Offenbarung ist. In Wuppertal machen Radfahrer Stimmung dagegen, die seit den neunziger Jahren stillgelegte „Rheinische Bahn“ wieder in Betrieb zu nehmen. Das sei „ökologisch nicht sinnvoll“, heißt es eher überraschend bei der Bürgerinitiative „Wuppertalbewegung“. Das Urteil ist nicht ganz uneigennützig. Denn die „Nordbahntrasse“ mit Tunneln und Viadukten quer durch dichtbesiedelte Stadtteile ist lange von den Schienen befreit. Sie wurde zum Vorzeigeradweg ausgebaut, vor fünf Jahren sogar mit dem Deutschen Fahrradpreis geadelt.
Lieber Radweg als Schienenstrang ist auch andernorts immer mal deutliche An- und Absage. Doch ebenso gibt es Enthusiasmus für alte Gleise. Zum Beispiel im Landkreis Calw im Nordschwarzwald. Da hat die Neuauflage der 37 Jahre unterbrochenen Bahnverbindung von Calw über den Nachbarort Weil der Stadt weiter nach Renningen ins Stuttgarter S-Bahn-Netz sogar schon einen Namen: Es wird die „Hermann-Hesse-Bahn“, startet sie doch – voraussichtlich von 2023 an – im Geburtsort des weltbekannten Schriftstellers. Ein kommunaler Zweckverband übernimmt die Betreiberrolle und leistet sich heute schon in der begonnenen Bauphase schicke PR-Auftritte im Internet. Die neue Strecke wird kürzer als die alte. Im Bau ist ein neuer Tunnel, der vier Kilometer Umweg der ehemaligen Trasse abschafft.
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