Eine Wirtschaft ohne private Macht

Die Gründerväter der Sozialen Marktwirtschaft drohen zwar nicht in Vergessenheit zu geraten, doch langfristige Wertschätzung setzt Verständnis für deren Leistung voraus. In Freiburg wird am Samstag Wolfgang Schäuble eine Ausstellung über eine der wichtigsten Gründerfiguren der Sozialen Marktwirtschaft eröffnen, den Ökonomen Walter Eucken, Begründer der Freiburger Schule. Die sehenswerte Ausstellung zeichnet das Leben und Wirken Walter Euckens nach und präsentiert Freiburg als „Wiege der Sozialen Marktwirtschaft“. Schon während der Nazizeit hatte sich dort eine Gruppe von Professoren um Walter Eucken zusammengetan, die sich darüber Gedanken machten, wie die Wirtschaftsordnung nach dem Zweiten Weltkrieg aussehen sollte.
Sie konzipierten einen Gegenentwurf zur zentral verwalteten Kommandowirtschaft der Nationalsozialisten, der sich aber auch vom Laissez-faire-Liberalismus der Weimarer Republik abgrenzen sollte. Ziel war es, endlich eine menschliche Wirtschaftsordnung mit echtem Leistungswettbewerb zu etablieren, ohne Privilegien, ohne Kartelle, ohne Inflation, dafür aber mit offenen Märkten, freier Preisgestaltung und klaren Spielregeln wie dem Haftungsprinzip, der Korrektur externer Effekte und in gewissem Maße auch mit staatlicher Umverteilung. Damit wurden sie zu Vordenkern der Sozialen Marktwirtschaft, ein Begriff, der im Werk Euckens aber selbst nicht auftaucht.
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Ausstellung zu Walter Eucken und der Freiburger Schule: „In welcher Ordnung sollen wir leben“, 30. Oktober bis 3. Dezember 2021, Meckelhalle im Sparkassen-Finanzzentrum Freiburg, Kaiser-Joseph-Straße 186, Eingang Franziskanerstraße, Montag bis Freitag 9–18 Uhr, später Wanderausstellung.