Das Bahnchaos endlich in den Griff bekommen

Maßnahmenpakete lassen sich leichter verkaufen, wenn die dazugehörigen Probleme nicht schon Jahrzehnte alt sind. Entsprechend schwer hatten es Deutsche Bahn und Bundesverkehrsminister Volker Wissing am Mittwoch, die Flamme des Aufbruchs zu entfachen. Dabei ist das Ziel aller Ehren wert: Die Bahn soll so zuverlässig werden, dass „wir wieder die Uhr nach der Bahn stellen können“, so formulierte Wissing ganz im Sinne des Verbrauchers, der notgedrungen lieber mit reichlich Puffer im Gepäck aufbricht, als sich auf einen pünktlichen Zug zu verlassen.
Nur dürfte es alles andere als leicht werden, dieses Ziel zu erreichen. Generationen von Bundesverkehrsministern und Bahnmanagern haben es schon vorher vergeblich versucht. Erreicht haben sie nur, dass die Situation so verfahren ist wie nie zuvor. Da fällt es schwer, an den Erfolg des neuen Maßnahmenpakets zu glauben.
„Weg zum Hochleistungsnetz“
Kein Bahnmanager ist jemals mit dem Willen angetreten, das Baustellenmanagement möglichst ineffizient und langwierig zu gestalten, und trotzdem ist genau dies das Problem. Der Koloss Bahn, so seufzen Politiker, Wettbewerber und womöglich auch der Bahnvorstand selbst, ist einfach unregierbar geworden.
Jetzt soll auf einmal alles anders werden. Wortreich erklären Wissing und Bahnchef Richard Lutz ihren „Weg zum Hochleistungsnetz“: Die Bahn wird zur Chefsache, eine neue Steuerungsgruppe Deutsche Bahn inklusive, im Jahr 2024 soll eine „gemeinwohlorientierte Infrastrukturgesellschaft“ das Licht der Welt erblicken. Noch wichtiger: Jetzt wird gebaut, was das Zeug hält. Nicht mehr nacheinander, sondern gleichzeitig, so wie man am besten auch einen in die Jahre gekommenen Altbau saniert.
Das klingt zu simpel, um wahr zu sein, und trotzdem bleibt dem entnervten Bahnkunden nichts, als weiter auf die große Wende zu hoffen. Die entscheidet sich auch an den handelnden Personen. Das Schicksal der Bahn ist es, als Unternehmen voll in der Hand des Staates zu sein. Viel hängt davon ab, wie wichtig der Politik ihr teuerstes Unternehmen ist. Wissing spart nicht mit großen Beteuerungen. Jetzt muss er auch am Ball bleiben.
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