Totes Rennen um ESM-Chefposten

Klaus Regling sorgt sich um sein Erbe. Nach gut zwölf Jahren an der Spitze des Eurokrisenfonds ESM und dessen Vorgängers EFSF – und einer noch viel längeren Karriere in Bundesfinanzministerium und in der EU-Kommission – geht der dann 72 Jahre alte deutsche Finanzfachmann in Ruhestand. Reglings Arbeitsprofil hat sich in dieser Zeit ziemlich radikal verändert. Als der EFSF im Mai 2010 buchstäblich über Nacht als „Eurorettungsschirm“ aus dem Boden gestampft wurde, war der gebürtige Lübecker so etwas wie der oberste europäische Feuerwehrmann. Seine trocken-unaufgeregte Art machte ihn zur Idealbesetzung, weil er die damals wichtigste Aufgabe erfüllte: die Finanzmärkte zu beruhigen. Seine zweite Rolle füllte er als früherer deutscher Beamter ebenfalls gut aus: Er gab der deutschen Öffentlichkeit das Gefühl, dass mit ihm an der Spitze der Fonds zu keinem Instrument werde, mit dem die EU das „No-Bailout-Verbot“ der EU-Verträge breche, dass also mithin die deutschen Steuerzahler nicht für andere Eurostaaten einstehen müssten.
Die ersten Jahre im Amt waren für Regling stressig, hektisch und aufreibend. Den Hilfsprogrammen von EFSF und ESM, die die Eurostaaten zwischen 2010 und 2015 beschlossen, gingen immer schwierige und bisweilen dramatische Verhandlungen voraus. Regling musste dafür sorgen, dass der Fonds sich problemlos an den Finanzmärkten finanzierte; oft genug musste er auch zwischen Politik und Märkten – und zwischen den Politikern in Nord und Süd – vermitteln. In den Vordergrund drängte er sich da nie, er stand ohnehin dort – und verhielt sich so unauffällig, wie es eben ging.
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