Fed hebt Leitzins auf 1,75 Prozent

Die amerikanische Notenbank (Fed) hat den Leitzins am Dienstag wie erwartet zum dritten Mal in diesem Jahr um 25 Basispunkte angehoben und sich zuversichtlich zur weiteren Konjunkturentwicklung geäußert. Zugleich signalisierten die Währungshüter bei ihrer letzten Sitzung vor der Präsidentenwahl weitere moderate Zinserhöhungen.
Nach der einstimmig getroffenen Entscheidung des Offenmarktausschusses der Fed steigt der Leitzins in der weltgrößten Volkswirtschaft auf 1,75 Prozent und nähert sich damit dem Zinsniveau in der Euro-Zone von 2,00 Prozent weiter an. Die amerikanische Wirtschaft habe nach ihrer leichten Schwächephase im Sommer nun wieder Fahrt aufgenommen und werde von der lockeren Geldpolitik und dem Produktivitätswachstum unterstützt, hieß es in der mit Spannung erwarteten Erklärung der Notenbank. Auch der Inflationsdruck sei trotz der gestiegenen Energiekosten zurückgegangen.
Die amerikanischen Börsen reagierten mit leichten Kursgewinnen, der Dollar gab dagegen etwas nach.
Die Geldpolitik könne auch künftig in einem „maßvollen Tempo“ gestrafft werden, bekräftigte die Fed ihre in den vergangenen Wochen oft verwendete Formulierung. Damit signalisieren die Währungshüter, daß die Leitzinsen in moderaten Schritten angehoben werden können, um Inflationsgefahren während des Wirtschaftsaufschwungs vorzubeugen. Die Fed betonte jedoch zugleich, sie werde bei einer Änderung der Konjunkturaussichten entsprechend handeln.
An den Finanzmärkten war übereinstimmend mit einer Zinsanhebung um 25 Basispunkte gerechnet worden „Auch die Erklärung enthielt nichts Überraschendes", sagte Al Goldman, Chef-Investmentstratege bei A.G. Edwards.
Auf- und Abwärtsrisiken ausgewogen
Die Auf- und Abwärtsrisiken für die Preisstabilität und das Wirtschaftswachstum hielten sich in den nächsten Quartalen in etwa die Waage, erklärte die Notenbank. „Nach der leichten Abschwächung im früheren Jahresverlauf zum Teil wegen des deutlichen Anstiegs der Energiepreise scheint das Produktionswachstum nun wieder Fahrt zu gewinnen.“ Auch die Bedingungen am Arbeitsmarkt hätten sich moderat verbessert.
Ähnlich optimistisch zur Konjunktur hatte sich Fed-Chef Alan Greenspan bereits Anfang September bei einer Kongressanhörung geäußert. Nach einem Rückgang der Einzelhandelsumsätze im August und angesichts des nur langsam in Schwung kommenden Arbeitsmarkts waren in den Sommermonaten Befürchtungen vor einer spürbaren Verlangsamung des amerikanischen Wirtschaftsaufschwungs aufgekommen.
Die Fed hatte Ende Juni mit der ersten Erhöhung seit vier Jahren die Zinswende in den Vereinigten Staaten eingeleitet. Mit der abermaligen Anhebung verteuert sich die Kreditaufnahme für Verbraucher und Unternehmen weiter. Rätselraten unter Analysten besteht über die Frage, welches Zinsniveau in Amerika als normal oder neutral bezeichnet werden kann, bei welchem Zins also weder Wachstum behindert noch Inflation angeheizt wird. Viele Volkswirte sehen dieses Niveau in der Spanne von 2,75 bis 3,00 Prozent erreicht und rechnen entsprechend mit weiteren Anhebungen in den kommenden Monaten. Doch Greenspan hat wiederholt erklärt, die Fed wisse erst dann, wo das richtige Zinsniveau liege, wenn es erreicht sei.