Die Zweifel am Atomausstieg wachsen

Während in vielen Ländern neue Atomkraftwerke geplant werden, etwa in Frankreich und Großbritannien, nimmt auch in Deutschland die Diskussion um die Kernenergie an Fahrt auf. Keine der möglichen Regierungsparteien möchte den Ausstieg rückgängig machen, selbst die FDP hat diese Idee verworfen.
Aber aus der Wirtschaft und der Wissenschaft mehren sich Appelle, über Laufzeitverlängerungen nachzudenken: wegen der steigenden Energiepreise, möglicher Versorgungsengpässe und der Dringlichkeit des Klimaschutzes. Jetzt meldet sich eine prominente Stimme zu Wort, der ehemalige Chef des weltgrößten Chemiekonzerns BASF, Jürgen Hambrecht, der auch Mitglied der Ethikkommission „Sichere Energieversorgung“ zum Atomausstieg war. „Der gleichzeitige Ausstieg aus Kohle und Atomkraft ist ein Fehler“, sagte er der F.A.Z. „So vorzugehen kann zu einer Überforderung der Privathaushalte und der Wirtschaft führen, gefährdet Deutschlands Energiesicherheit und belastet die Wettbewerbsfähigkeit.“
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Die Räumung des Atommülllagers Asse im niedersächsischen Landkreis Wolfenbüttel kommt vorerst nicht voran. Eigentlich soll der in dem Schacht aufbewahrte schwach- und mittelradioaktive Abfall künftig nahe der Anlage zwischengelagert werden, weil in das ehemalige Bergwerk Wasser eindringt. Doch die Standortauswahl ist hoch umstritten, vor allem in der Region, und wurde deshalb im Auftrag des Bundesumweltministeriums noch einmal überprüft.
Der am Montag vorgelegte Bericht der eingesetzten Fachleute kommt zu dem Ergebnis, dass die Diskussion noch nicht abgeschlossen werden könne. Der knapp hundertseitige „Beleuchtungsprozess“ enthalte „keine schnellen Antworten“, sagte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth. „Das Thema standortnah oder standortfern muss weiter diskutiert werden.“ Die Bundesgesellschaft für Endlagerung hatte 2020 den Alternativstandort ausgewählt. Es geht um 126.000 Fässer, die zwischen 1967 und 1978 in den Salzstock kamen.