Dänemarks Abschied vom Erdöl
Das dänische Parlament hat beschlossen, bis 2050 aus der Erdölförderung in der Nordsee auszusteigen. Auf längere Sicht betrachtet ist das die zweite Kehrtwende in der Energiepolitik seit den siebziger Jahren. Denn der skandinavische Staat war 1973 besonders stark betroffen, als die Staaten des Ölkartells Opec die Öl-Fördermenge als Reaktion auf den Yom-Kippur-Krieg stark zurückfuhren. Dänemark war stark abhängig von Erdöl aus dem Nahen Osten. Mehr als 90 Prozent des verbrauchten Öls stammten aus dieser Region.
Deshalb begann Dänemark in dieser Zeit, seine Erdöl- und Gasreserven auszubeuten. Schon Anfang der achtziger Jahre war das Land in der Lage, 5 Prozent des benötigten Öls selbst herzustellen. Zuletzt förderten die dänischen Erdölunternehmen am Tag 314.000 Tonnen Barrel. Das ist zwar im Vergleich mit den norwegischen und britischen Ölfeldern verschwindend wenig. Von den zehn größten Ölfeldern in der Nordsee liegen sieben auf norwegischem und drei auf britischem Gebiet. Aber dennoch förderte Dänemark deutlich mehr als den heimischen Bedarf von 191.000 Barrel. Beim Erdgas ist der Anteil des Exports mehr als die Hälfte der Fördermenge.
Doch den Trend zum Klimaschutz haben die Dänen früher aufgenommen als andere Länder. Das hat mit der Energieversorgung zu tun, die in stärkerem Maße von der Windkraft gestützt wird. Der weltgrößte Winturbinenhersteller Vestas Wind Systems ist genauso in Dänemark angesiedelt wir der weltgrößte Betreiber von Offshore-Windparks.
Dänemark will Energieinseln in der Nordsee bauen
Es hat aber auch mit dem Verbrauch zu tun. Dänische Bürger verursachen pro Kopf nur 5,5 Tonnen Kohlendioxid im Jahr, das liegt unter dem Durchschnittsniveau der Europäischen Union von 6,5 Tonnen und weit unter dem deutschen Wert von 11 Tonnen, obwohl das Pro-Kopf-Einkommen mit rund 53.000 Euro ungefähr doppelt so hoch ist wie im EU-Durchschnitt.
Wie in anderen Ländern auch ist die Klimapolitik Gegenstand von Debatten. In Zeiten konservativerer Regierungen war ihr Tempo langsamer, die aktuelle sozialdemokratische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen ist progressiver. Aber es gibt einen nationalen Konsens, der recht stabil über die Parteigrenzen hinweg ist. War nach der Ölkrise das Motto „Hin zum heimischen Erdöl“, heißt es seit längerem „Weg vom Erdöl“. So konnte seit den siebziger Jahren der Primärenergieverbrauch konstant gehalten werden, obwohl der Wohlstand deutlich zugenommen hat. Mit ihrem Plan, Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, hat die Regierung klare Zielvorgaben festgelegt.
Der Plan „Eine faire Richtung für Dänemark“ sieht vor, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 70 Prozent zu senken. Von diesem Zeitpunkt an sollen auch keine Autos mit Verbrennermotoren mehr verkauft werden dürfen. Auch für die Landwirtschaft wird ein verbindliches Reduktionsziel eingeführt. Innerhalb der EU tritt das Land als Pionier des Klimaschutzes auf. Für die 5,8 Millionen Dänen soll die Offshore-Windkapazität in den kommenden zehn Jahren so weit ausgebaut werden, dass rechnerisch sogar 7,7 Millionen Menschen damit versorgt werden können. Das wäre eine Vervierfachung der Kapazität dieses Jahres. Dänemark will Energieinseln in der Nordsee bauen, an die mehrere Offshore-Windparks angeschlossen werden können.