Das Ende der Abenomics
Mit der überraschenden Rücktrittsankündigung des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe am Freitag ist eines der weitreichendsten wirtschaftspolitischen Experimente der vergangenen Jahrzehnte beendet. Wer auch immer Abe wohl Mitte September als Ministerpräsident nachfolgen wird, wird seine eigene Wirtschaftspolitik nicht unter dem Namen „Abenomics“ führen. Finanzmarktanalysten und Volkswirte in Tokio äußerten in ersten Reaktionen indes die Erwartung oder Hoffnung, dass die neue Regierung den inhaltlichen Kern der Abenomics beibehalten werde.
Für den makroökonomischen Part der Abenomics ist diese Vermutung recht gut begründet. Geld- und Fiskalpolitik gingen unter Abe eine symbiotische Beziehung ein, die nicht leicht zu lösen sein wird. Unter Druck und auf Wunsch Abes begann die Bank von Japan 2013 mit einer scharfen geldpolitischen Lockerung und erhöhte die Ankäufe von Staatsanleihen drastisch, um den Yen zu schwächen, Liquidität in die Wirtschaft zu schleusen und deflationäre Tendenzen zu überwinden. Etwa 45 Prozent der ausstehenden Staatsanleihen hat die Notenbank mittlerweile auf ihre Bücher genommen. Steigen die Zinsen, drohen der Bank Verluste. Der Regierung kommt die Niedrigzinspolitik gerade recht, weil sie den Schuldendienst der unter Abe stetig gestiegenen Staatsverschuldung deutlich erleichtert.
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