Volkswagen als Klimaschützer
Als Volkswagen-Chef Herbert Diess diese Woche über seine Strategie sprach, fühlte sich mancher der Zuhörer an ein Treffen von Bündnis90/Die Grünen erinnert. Diess lobte das Pariser Klimaabkommen, machte es gar zur „Maßgabe für unser Handeln“. Der Manager warnte vor den verheerenden Folgen der Erderwärmung, für seine dramatische Schilderung hätte er wohl bei den Schülerkundgebungen „Fridays for Future“ Beifall bekommen. Für ein Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes seien die Personenwagen seines Konzerns verantwortlich. „Dieses Prozent wollen wir auf null senken“, sagte er. Nachdem VW mit seinen Abgasbetrügereien die Dieselkrise ausgelöst hat, die das Ende des Verbrennungsmotors beschleunigt, will sich der Konzern mit Elektroautos zum ökologischen Musterknaben der Branche mausern. CO2 wird zur zentralen Steuerungsgröße des Unternehmens.
Unter dem Druck der Politik treibt Diess die Elektromobilität nun mit einer Wucht voran wie kein anderes Autounternehmen. Denn im kommenden Jahr muss Volkswagen CO2-Grenzwerte erreichen, die der Konzern nur schafft, wenn er Millionen Elektroautos verkauft. Im nächsten Jahrzehnt fordert die EU zudem noch einmal 37,5 Prozent weniger CO2-Emissionen. Fast 70 neue Elektroautos will der Konzern daher binnen zehn Jahren auf den Markt bringen. Diess‘ Vorgänger Matthias Müller sprach vor zwei Jahren hingegen noch bescheiden davon, dass VW mit 30 Modellen bis 2025 „Schritt für Schritt“ zum Weltmarktführer der Elektromobilität werden wolle. Diess setzt alles auf eine Karte. Alternativen zum Batterieauto erteilt er eine klare Absage. Technologieoffenheit sei jetzt die falsche Parole. Damit wischt er neben den Verbrennern auch Gas und Brennstoffzellen vom Tisch.
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