Mit der Erbse auf den Geschmack gekommen

Eine Halle so groß wie zwei Fußballfelder, darin ein gelbes Meer aus Küken. Die Mitarbeiter des Geflügelbetriebs greifen sich ein Tier nach dem anderen vom Fließband, heben es hoch und begutachten, ob es sich um ein weibliches oder männliches Exemplar handelt. Ist es ein Männchen, kommt es in den Schredder oder wird mit Gas getötet. Friedrich Büse, Jahrgang 1974, ist gelernter Fleischer und Koch. Den Umgang mit toten Tieren hat er im elterlichen Betrieb gelernt. Doch Erfahrungen wie diese bewogen ihn dazu, nach Jahrzehnten als Berater in der Lebensmittelindustrie seinen Job hinzuwerfen und ein Start-up für Fleischersatzprodukte zu gründen: Endori, ehemals Amidori.
"Damals war die Situation für viele Tiere skandalös, aber leider oft auch die Arbeitsbedingungen der Menschen“, sagt Büse am Produktionsstandort im oberfränkischen Stegaurach bei Bamberg, während seine Stimme immer leiser wird. Er trägt ein dunkelblaues Sakko, sein Haar ist grau und seine Brille dick. Viele Beschäftigte in der Massentierhaltung seien depressiv geworden und hätten mit dem Trinken angefangen. "Ohne einen Schnaps am Morgen haben es früher manche kaum durch den Tag geschafft." Einen Vorwurf macht er ihnen nicht: Wer als Mensch keinen Respekt erhalte, könne nur schwer Respekt gegenüber Tieren zeigen.
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