Ärzte verlangen Staffelung der Praxisgebühr

Die Kassenärzte verlangen einen grundlegenden Umbau der Praxisgebühr. Statt eines Festbetrages wie bisher solle diese künftig als Prozentsatz der Behandlungskosten erhoben werden, sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Köhler, der F.A.Z. am Montag in Berlin. Das bisherige Verfahren, bei dem der Patient einmal im Quartal zehn Euro in der Arzt- sowie in der Zahnarztpraxis zahlt, habe sich nicht bewährt. Es gebe zu viele Ausnahmen, die erwünschte Steuerungswirkung der Gebühr werde verfehlt.
„Es wäre sinnvoller, wenn der Patient mit einem noch festzulegenden Prozentsatz an den Behandlungskosten beteiligt würde, den die Krankenkasse dann bei jedem Mitglied einzieht“, sagte Köhler. Dann müsse der Patient vom Arzt auch eine Rechnung über die Behandlungskosten bekommen, damit er die Rechnung nachvollziehen könne.
Das fördere die Transparenz und werde helfen, Fehler zu vermeiden. Mit dem Verfahren würden die Praxen von der leidigen Aufgabe befreit, das Geld von den Patienten einzuziehen. Das funktioniert allerdings überraschend gut. Nur ein verschwindend geringer Teil der Versicherten weigert sich laut KBV, die vor sechs Jahren eingeführte Gebühr zu zahlen.
48 Prozent der Versicherten sind befreit
Laut Köhler sind bis zu 48 Prozent der Krankenversicherten von der Praxisgebühr befreit, weil sie den Höchstsatz für Zuzahlungen überschritten haben oder weil sie in ein Behandlungsprogramm der Hausärzte oder für chronisch Kranke eingeschrieben sind, wofür die Gebühr erlassen wird. Köhler erinnerte daran, dass die Deutschen mit jährlich 19 Patientenkontakten je Arzt weltweit an der Spitze stehe.
Eine intelligentere Zuzahlungsregelung könne helfen, unnötige Arztbesuche zu reduzieren. Nach Berechnungen der Allgemeinen Ortskrankenkassen brachte die Gebühr zuletzt 1,5 Milliarden Euro ins System, 900 Millionen Euro weniger als ursprünglich geplant.