Nimm mich jetzt, auch wenn ich stinke

Mief sagt doch über den Charakter gar nichts aus“, sangen Olli Dittrich und Wigald Boning alias „Die Doofen“ in ihrem Lied aus den Neunzigerjahren. Oh doch, tut er, besonders wenn er aus dem Inneren eines Müllbeutels müffelt. Zum Beispiel erfährt der aufmerksame Zeitgenosse, dass die neuen Nachbarn rauchen, wenn sie ihren Restmüll regelmäßig vor der Wohnungstür des Mehrfamilienhauses parken, anstatt ihn gleich nach unten zu tragen. Gefühlt liegt jedes Mal, wenn man auf den Flur tritt, ein neuer Beutel dort und verströmt seinen ganz eigenen, charakteristischen Odeur durchs Treppenhaus – diesmal den von Raucherkneipe morgens um halb vier.
Oder es lässt sich schlussfolgern, dass die Mitbewohner im Stock drüber wohl unter die Foodprepper gegangen sind. Denn sie verarbeiten am Wochenende riesige Mengen an Obst und Gemüse und deponieren die Reste im triefigen Beutel auf dem Flurboden, während sich darunter schon eine braune, faulig riechende Lache sammelt. Oder dass das Pärchen im ersten Stock Nachwuchs bekommen hat. Deutlich zu erkennen an transparenten Windelbeuteln in Form einer länglichen Wurst, in denen zwischen weißen Windeln die stolzen braunen Haufen, unter Insidern Kacka genannt, durchscheinen. Wie der Gestank seinen Weg aus dem eigentlich luftdicht verschlossenen Plastiksack findet, bleibt nicht nur für Eltern ein Rätsel.
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