Kohlenstoffbombe im Permafrost

In der immer länger werdenden Kette von Hiobsbotschaften der Klimaforscher war die jüngste Twitter-Nachricht vom europäischen Copernicus Atmosphere Monitoring Service eine besonders beunruhigende: „Die Waldbrände in der Arktis und den borealen Nadelwäldern liegen seit vier bis fünf Wochen erheblich über dem Durchschnitt der Jahre 2003 bis 2018“, schrieb Mark Parrington vor einigen Tagen. Das war eine Untertreibung. Die täglichen Säulen der Brandintensität, die er aus den Satellitendaten rekonstruierte, lagen ausnahmslos um ein Vielfaches über dem langjährigen Mittel. Bereits 2018 war in den höheren Breiten der Nordhemisphäre ein ausgesprochen waldbrandreiches Jahr gewesen. So früh und so heftig wie dieses Jahr hat aber noch keine Waldbrandsaison begonnen. Bereits in der ersten Julihälfte sind durch die Brände mehr als dreißig Millionen Tonnen Kohlendioxid freigesetzt worden, mehr als ein mittelgroßes europäisches Land wie Schweden ausstößt. Und mehr als im gesamten Vorjahr.
Die Arktis und die der Tundra angrenzenden Vegetationszonen – insbesondere die Taiga in Russland – werden in diesen Wochen von einer beunruhigenden Entwicklung heimgesucht, die mit der beschleunigten Erderwärmung inzwischen fast den gesamten Globus eingeholt hat. Auch Deutschland, das mit der seit 2018 durchlittenen Trockenheit und dem extrem warmen Juni ebenfalls keine Verschnaufpause bekommt, was die Waldbrand-Gefahren angeht. Auch sie kann man als Folge des Klimawandels sehen.
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