Warum versagten die Tsunami-Frühwarnsysteme?
Dass Vulkanausbrüche Tsunamis auslösen können, steht in jedem Lehrbuch der Geowissenschaften. Als typisches Beispiel wird fast immer die Eruption des Krakatau in Indonesien im August 1883 genannt. In der gewaltigen Flutwelle kamen damals etwa 36.000 Menschen ums Leben. Ein anderes häufig genanntes Exempel ist der immense Ausbruch des Vulkans Santorini im Ägäischen Meer etwa 1600 vor Christus. Der dabei entstandene Tsunami soll wesentlich zum Niedergang der Minoischen Kultur im östlichen Mittelmeer beigetragen haben. Es gab aber bisher kein einziges Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit, dass ein großer, durch ein ganzes Ozeanbecken laufender Tsunami auf einen Vulkanausbruch zurückgeführt werden konnte. Alle gemessenen signifikanten Tsunamis waren die Folgen von Erdbeben.
Das hat sich aber am vergangenen Freitag geändert, mit der Eruption des untermeerischen Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai im südpazifischen Inselreich Tonga. Der einhergehende Tsunami breitete sich im gesamten pazifischen Becken und darüber hinaus aus – und beinahe hätte das Tsunamiwarnzentrum der amerikanischen Wetterbehörde NOAA auf Hawaii diese Flutwelle verpasst. Es dauerte nämlich mehr als sechs Stunden, bis die sonst schnell reagierende Belegschaft des Lagezentrums die ersten Warnung herausgab. Zu dieser Zeit schwappte der Tsunami bereits an die Küsten von Hawaii. Wenige Stunden später erreichten die Tsunamiwellen dann Japan, Alaska, Kalifornien und Chile. Mit maximalen Wellenhöhen von etwa eineinhalb Metern richteten sie an diesen fernen Gestaden aber keine nennenswerten Schäden an.
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