Mörderisch schön

Wenn Neugier auf Mut trifft, dann muss die Pflanze schon besonders sein. Zumindest geht es Merle und Swenja so, die sich mit Skepsis an die kleinen Töpfe heranwagen. Schließlich stehen beide nicht oft vor fleischfressenden Pflanzen. Allein der Furcht einflößende Name lockt die Schulklasse an. Im Raum ist es mucksmäuschenstill. Museumspädagogin Grit Boljahn nimmt den Gästen die größte Furcht und erklärt den faszinierenden Mechanismus bei der Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula), die wohl bekannteste fleischfressende Pflanze. Sie hat mit ihren halbrunden Blättern mit ineinandergreifenden Borsten eine ausgefeilte Technik zum Fang von Insekten, Ameisen oder Schnecken entwickelt.
Die Arbeit mit fleischfressenden Pflanzen gehört zur klassischen Bildungsarbeit im Deutschen Gartenbaumuseum in Erfurt. Die Theorie der Pflanzenernährung über Nährsalze aus dem Boden ist weit weniger interessant als bei dieser Pflanzengattung, die sich eigenwillige Strategien zugelegt hat, um sich fehlende Nährstoffe zu holen. Denn die finden die Pflanzen an den extrem nährstoffarmen Böden an ihren Naturstandorten nicht. So wurden sie vor Millionen Jahren kreativ, indem sie in einem Revier wildern, das im Reich der Tiere angesiedelt ist. Sie wurden karnivor: fleischfressend. Insekten, Spinnen und Co. liefern lebensnotwendige Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphat und Kalium, die die kargen Böden nicht hergeben.
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