Ein Lob der Selbstsucht
Narzissmus hat keinen guten Ruf. Das zeigt schon das jämmerliche Ende seines Namensgebers. Narziss, eine Figur aus der griechischen Mythologie, ertrinkt bei dem Versuch, sein Spiegelbild im Wasser zu umarmen. In der Psychologie werden Selbstsucht, Sadismus, Psychopathie und Machiavellismus – eine Haltung, der alle Mittel recht sind – zu einem dunklen Viereck zusammengefasst und für eine Vielzahl psychischer Störungen verantwortlich gemacht. Warum gibt es trotzdem so viele Narzissten, wenn Selbstverliebtheit so toxisch zu sein scheint?
Das haben sich auch Kostas Papageorgiou von der Universität Belfast und seine Kollegen gefragt und nach den positiven Aspekten dieses Persönlichkeitsmerkmals Ausschau gehalten. Dabei ging es ihnen zunächst gar nicht um die Selbstsucht an sich, sondern darum, zu sehen, was Menschen tolerant gegenüber Stress macht. Denn Narzissten besitzen wegen ihrer Selbstbezogenheit eine erhebliche mentale Stärke und eine große Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen. Beides schützt sie offensichtlich vor Stress. Der Grund: Wer sich viel zutraut, sich für besser hält und den anderen dies auch ständig beweisen muss, lässt sich durch Herausforderungen und Konflikte nicht so schnell aus der Bahn werfen. Im Gegenteil.
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