Wenn ein Virus mit transplantiert wird

David Bennetts neues Herz pumpte phantastisch. Das war Anfang Januar, wenige Tage nachdem der 57-Jährige als erster Mensch mit Chancen auf ein Überleben ein genetisch verändertes Schweineherz erhalten hatte. Bennett schaute damals erschöpft, aber hoffnungsfroh in die Kamera – ein Bild für die Medizingeschichte. Für eines der seltenen menschlichen Spenderorgane war der schwer kranke Herzpatient aus dem amerikanischen Bundesstaat Maryland aus verschiedenen Gründen nicht infrage gekommen. Die Implantation einer mechanischen Herzpumpe schied wegen seines unregelmäßigen Herzschlags aus. Das genetisch veränderte und an das Immunsystem des Menschen angepasste Schweineherz war Bennetts einzige Chance, weiterzuleben. Anfang Januar schien auch die Zeit für die erste Xenotransplantation – die Übertragung eines Organs über die Artgrenzen hinweg – gekommen zu sein. Wenige Wochen zuvor hatten Chirurgen der New York University und der University of Alabama Hirntoten Schweinenieren implantiert, die bis zum Abschalten der Beatmungsgeräte gut funktionierten.
Vierzig Tage nach der Xenotransplantation verschlechterte sich Bennetts Zustand. Er starb wenig später. Zwei Monate hatte das Schweineherz in seiner Brust geschlagen. Damals war nicht klar, was zu seinem Tod geführt hatte. Heute wissen die Ärzte um den Chirurgen Bartley Griffith von der Universitätsklinik in Baltimore, dass das transplantierte Herz mit einem Schweine-Cytomegalovirus (PCMV) infiziert war und dass dieses Virus mit übertragen wurde. Anzeichen für eine immunologische Abstoßung des Schweineorgans gab es nicht. Das mit zehn genetischen Veränderungen ausgestattete Schweineherz war von Bennetts Immunsystem offensichtlich gut akzeptiert worden. Eine Abstoßungsreaktion scheidet als alleinige Todesursache damit aus.
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