Von wegen sauberer Klang
Zum Auto scheinen die Deutschen ein gespaltenes Verhältnis zu haben. Einer Forsa-Umfrage zufolge können sich hierzulande 74 Prozent der Autofahrer nicht vorstellen, auf den eigenen Wagen zu verzichten. Gleichzeitig fühlen sich laut einer Befragung des Umweltbundesamts (UBA) rund 75 Prozent vom Straßenverkehrslärm gestört. Die Lösung scheinen leisere Autos zu sein. Sie könnten das Bedürfnis nach persönlicher Mobilität und den Wunsch nach Ruhe befriedigen. Doch das hat rein technisch gesehen zumindest bisher nicht funktioniert. Während der Spritverbrauch und der Schadstoffausstoß sei 25 Jahren stetig sinken, sind Pkw laut Umweltbundesamt bei konstanter Geschwindigkeit heute im Mittel immer noch so laut wie zu Zeiten, als Helmut Kohl Bundeskanzler war.
Dabei ist Verkehrslärm ungesund. Das haben unter anderem Bremer Wissenschaftler in ihrer Stadt gezeigt. 2015 verglichen sie Daten aus dem Melderegister, dem Mortalitätsindex und dem Krebsregister. Anhand von Informationen zur Verkehrsstärke ermittelten sie Personen, die über Jahre großem Lärm ausgesetzt waren. Demnach hatten Menschen, die mindestens 15 Jahre an lauten Straßen wohnten, ein signifikant erhöhtes Sterberisiko. Wer zusätzlich noch Schienenverkehrslärm abbekam, erkrankte eher an Leukämie, bösartigen Lymphknotenvergrößerungen und Brustkrebs. Und Forscher in der Rhein-Main-Region fanden 2011 heraus, dass ein Anstieg des Straßenverkehrslärms um zehn Dezibel (dB) das Risiko einer Depression um vier Prozent und die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts um knapp drei Prozent erhöht. Ein Unterschied im Schalldruckpegel von zehn dB entspricht etwa dem zwischen typischer Zimmerlautstärke und einem direkt vorbeifahrenden Pkw. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, Straßenverkehrslärm tagsüber auf 53 dB und nachts auf 45 dB zu begrenzen.
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