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Zukunftslabor Lindau 2019
Drei Frauen seit 1901
07.07.2019
, 10:51
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Lieblingsort Laseroszillator
Die Auszeichnung von Donna Strickland war für mich auf jeden Fall etwas Besonderes. Nicht nur, weil sie eine Frau ist, sondern auch weil der Preis in die Laserphysik ging. Die Technologie, die sie erfunden hat, hat sich so stark ausgebreitet und ist so ein elementarer Teil von so vielen Anwendungen in Industrie und Forschung, dass sie nicht mehr weg zu denken ist. Grade habe ich übrigens mit ihr Mittag gegessen. Sie ist nicht nur extrem freundlich und locker sondern auch nach wie vor sehr an ihrer eigenen Forschung interessiert. Ich habe sie gefragt, wo sie am liebsten ist, wenn sie nicht unterwegs ist, und sie sagt, sie baue am liebsten einen Laseroszillator auf, das finde ich großartig. Die Wirkung solcher weiblicher Vorbilder in der Wissenschaft, um Stem-Fächer für Frauen und Mädchen attraktiver zu machen, ist nicht zu unterschätzen! Donna Stricklands exzellente Forschung motiviert auch mich in meiner Arbeit.
Bild: Sibylle Anderl
Physik macht doch Spaß!
Donna Strickland arbeitet in einem anderen Feld als ich, in diesem Sinne war die Auszeichnung für mich also nichts Besonderes. Aber es ist schön zu sehen, dass nun auch langsam Frauen diese Preise bekommen. Warum es so wenige Frauen in der Physik gibt, ist schwer zu sagen. Tatsächlich würde ich der Frage gerne näher nachgehen. Zumindest in Finnland scheint es, dass zu wenig Frauen ein Physikstudium beginnen. Offenbar gehen naturwissenschaftlich interessierte Mädchen eher in die Medizin oder Biologie. Und das ist schade, denn Physik macht doch Spaß!
Bild: Sibylle Anderl
Wissenschaftler sind vielfältig
Für mich war die Ehrung von Strickland sehr motivierend und sehr „heimatlich“: Ihre Tochter studiert mit uns Astrophysik an der McGill Universität. In meinem Fach scheint es mehr Frauen als in anderen physikalischen Fächern zu geben, aber es gibt trotzdem noch viel zu tun. Diskriminierung ist sicher ein Problem. Oft versuchen Frauen, diese durch die Übernahme vieler Aufgaben in ihren Instituten oder durch besonders eindrucksvolle Lebensläufe zu kompensieren. Ein anderes Problem sind Stereotypen. Es ist wichtig, Schülern zu vermitteln, dass unterschiedliche Menschen Wissenschaft betreiben, damit sie Forschung auch als eine Option für sich sehen können.
Bild: Sibylle Anderl
Wir haben zu wenig Männer
Für mich geht es beim Nobelpreis weniger um das Geschlecht der Forscher als vielmehr um ihr Wissen und dessen Wert. In meinem Heimatland Oman haben wir übrigens keinen Mangel an Frauen in der Physik. Wir haben 2007 mit 26 Frauen unseren Physik-Abschluss gemacht, zusammen mit nur zwei Männern. Aber in den Ingenieurswissenschaften gab es damals im Vergleich weniger Frauen. Heute ist es wieder anders: Auf dem Arbeitsmarkt sind eher angewandte Wissenschaften gefragt, und wer Jobsicherheit sucht, geht dorthin, nicht in die Grundlagenfächer. Es wäre sicher interessant, dieses Phänomen statistisch in den Sozialwissenschaften auszuwerten, um die Fakten dahinter aufzudecken.
Bild: Sibylle Anderl
Frauen können Physik!
Dass Donna Strickland den Nobelpreis bekommen hat, war sehr aufregend. Als ich jünger war, war ich mir dessen nicht so bewusst, aber langsam habe ich erkannt, wie wichtig Vorbilder sind, wenn man eine wissenschaftliche Karriere verfolgt. Ich habe Donna Strickland und Ada Yonath hier in Lindau gesprochen. Es ist schön, als Frau repräsentiert zu werden, man fühlt sich stärker integriert. Und Frauen können Physik! Es ist schön, das bestätigt zu sehen. Deshalb sind sie wichtige Vorbilder, denn jeder kennt die Nobelpreise, selbst wenn nicht viele Menschen auch Wissenschaftler kennen.
Bild: Sibylle Anderl
Donna Strickland als Vorbild
Ich finde es sehr ermutigend, dass Donna Strickland den Nobelpreis bekommen hat, denn für Frauen ist es in der Physik oder Chemie nicht einfach. Seit dem Lindau-Meeting ist Donna Strickland für mich ein Vorbild. Vorher kannte ich sie nur aus Interviews und aus der Zeitung, jetzt habe ich mit ihr gesprochen und es war wirklich schön.
Bild: Sibylle Anderl
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